Erfahrungsbericht Mariella & Hannah
Nun sind wir schon einen Monat hier und haben bereits viele Eindrücke gesammelt.
Der Ashram ist wie eine große Familie, eine wunderbare Gemeinschaft. Die Menschen helfen sich gegenseitig, unterstützen sich, sind immer füreinander da und lernen voreinander.
Es ist ein traditionelles Schulsystem mit sehr strengen Regeln. Jeder wird gleich behandelt, aber ist trotzdem auf seine Weise einzigartig.
Die Jungen haben einen sehr strikten Tagesablauf. Sie lernen und arbeiten fast den ganzen Tag, aber wirken trotzdem sehr zufrieden und sind dankbar hier zu leben. Der Ashram ist ihr Zuhause und gibt ihnen Möglichkeiten für die Zukunft. Sie lernen dort alles was sie für ihr weiteres Leben brauchen.
Auch die Mädchen sind sehr dankbar dafür, dass sie hier zur Schule gehen können und lieben den Ashram. Sie sind neugierig, ehrgeizig und wissbegierig. Sie nennen uns Nani, was große Schwester bedeutet und zeigen uns sehr großen Respekt, mit dem wir manchmal nicht so recht umgehen können. Sie wollen sehr viel wissen über unser Land, unsere Familie und unseren Alltag, aber erzählen auch gerne über ihre Sitten und Gebräuche.
Die ältesten Mädchen lernen nur schon jeden Tag sehr hart füär ihre Prüfung im Februar, um danach die Universität zu besuchen. Sie sind ehrgeizig und wollen, dass ihrer Familien Stolz auf sie sein können. Ihre Eltern haben keine richtige Ausbildung bekommen und die meisten sind Bauern, weswegen sie es sehr schätzen zu dieser Schule gehen zu dürfen. Bei den letzten Prüfungen haben sie alle sehr gut abgeschnitten.
Wir haben schon einige Familien der Mädchen besucht. Sie besitzen alle nicht viel, aber haben uns wie Königinnen mit selbstgemachten Blumenketten empfangen. Wir bekamen überall Tee und etwas zu Essen. Alle Familien waren sehr herzlich und freuten sich über unseren Besuch. Sie baten uns darum, sie bald wieder zu besuchen. Die Gutmütigkeit der Menschen stellte all die äußeren Gegebenheiten in den Schatten und wir fühlten uns pudelwohl.
Wir haben auch Manini kennengelernt, die nun an einer anderen Schule ist, um ihren Traum, eine Ärztin zu werden, erfüllen zu können. Weil sie deswegen rund um die Uhr lernen muss und die Schule in einer etwas entfernteren Stadt ist, in der sie nun auch lebt, besucht sie nur noch selten den Ashram. Trotzdem fühlt sie sich immer noch sehr verbunden mit ihm und bezeichnet Bhagaban Dev als ihren Gott, den sie über alles liebt. Wir nahmen Manini als ein sehr lebendigen und ausgeglichenen Menschen wahr und waren fasziniert von ihrem Ehrgeiz und ihrer Lebensfreude.
Wir besuchten gemeinsam mit Bhagaben Dev ihrer Familie, die „Königin des Projektes“ war allerdings nicht Zuhause. Obwohl wir kaum etwas verstanden, konnten wir den Stolz gegenüber Manini in den Augen ihrer Familienmitglieder lesen. Bhagaban Dev übersetzte uns ein paar Wörter der Großmutter, die sehr dankbar ist für die Möglichkeit die Manini und den anderen Mädchen gegeben wird.
Der Ashram erscheint uns wie ein Palast mitten im Dschungel. Hier gibt es alles was man zum Leben braucht: Gutes Essen, welches fast alles aus eigenem, angebauten Gemüse und Kräutern hergestellt wird. Sehr herzliche und sozial Menschen, sowohl Schüler und Lehrer als auch alle anderen Mitglieder des Ashrams. Besonders die Lehrer haben in unserer Wahrnehmung eine sehr reine und warmherzige Ausstrahlung. Sie scheinen geradezu von Innen heraus zu strahlen.
Insgesamt sehen wir hier einen großen Bezug zwischen den Menschen und der Natur. Die Natur versorgt die Menschen mit all den Dingen, die sie zum leben brauchen und im Gegenzug kümmern sich die Menschen liebevoll um ihre Umwelt. Die Schüler lernen sehr schnell, was sie tun müssen um das Leben rund um den Ashram aufrechtzuerhalten.
Wir fühlen uns hier unglaublich wohl. Wenn wir Sorgen, Heimweh oder andere Probleme haben ist sofort jemand für uns da und versucht uns mit all seinen Mitteln zu helfen. Wenn wir etwas brauchen, wird es für uns besorgt. Wenn wir spazieren gehen wollen, nimmt sich jemand für uns Zeit, um uns zu begleiten, da wir den Ashram nicht alleine verlassen sollen. Wir bekommen reichlich an Essen und werden auch immer wieder mit Keksen und Süßgebäck versorgt. Dem heißen, süßen Tee können wir trotz der Hitze nicht widerstehen.
Manchmal fühlen wir uns fast etwas schlecht, weil uns so viel gegeben wird. Aber wir sind auch sehr dankbar für alles. Dafür das wir hier sein können, uns alle so liebevoll behandeln und uns voller Stolz ihrer Kultur, Sitten und Gebräuche zeigen!